Archäologie in Rheinhessen und Umgebung e.V.

Fund des Monats - November

Minerva in Rheingönheim - Ein Schmuckstein aus Karneol

Das römische Militärlager von Ludwigshafen Rheingönheim ist als römische Fundstelle seit dem 19.Jahrhundert bekannt. Die ersten Funde wurden um 1828 gemacht und bildeten den Startschuss für die immer noch andauernde Forschung. Seitdem sind viele Grabungen und Geländebegehungen absolviert worden. Erst kürzlich wurden Grabungen durch die GDKE Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie Speyer und Feldbegehungen sowie geomagnetische Untersuchungen durch die Universität Mainz durchgeführt. In diesem Rahmen konnten einige Funde und neue Erkenntnisse zur römischen Geschichte des Areals gemacht werden.
Ein beeindruckendes Fundstück soll hier kurz vorgestellt werden. Es handelt sich um das Fragment einer Gemme, welches während der geomagnetischen Prospektion geborgen wurde. Der Schmuckstein aus Karneol mit Gravur (Abb. 1), der nur knapp 1 cm misst, zeigt eine weibliche Figur mit Helm und Helmbusch mit Blickrichtung nach links. Diese hält in ihrer linken Hand eine kleine Figurine, die sie wiederum bekränzt. Vergleichbare Darstellungen finden sich unter den Gemmen im rheinischen Landesmuseum Trier. Häufiges Motiv ist eine Minerva im Typus der Athena Parthenos mit Helm, Schild und Lanze, auf deren ausgestreckter Hand eine Victoria steht, die ihr einen Kranz reicht. Obwohl die Gemme aus Rheingönheim nur zur Hälfte erhalten ist, zeigen sich deutliche Parallelen im direkten Bildvergleich.
Die handwerkliche Qualität der Arbeit ist gut, die Umrisse sind fein ausgearbeitet, jedoch sind einige Defizite bei der Gestaltung der Texturen erkennbar. Die Modellierung scheint weniger sorgfältig ausgeführt. Im Vergleich zum Goldring aus Trier sind Gewandfalten und Gesichtszüge nur minimal angedeutet oder fehlen vollständig. Der abgebildete Typus ist vor allem für das erste Jahrhundert belegt. Hierfür sind weitere verschiedene Vergleichsfunde anzuführen.

Literatur

A. Krug, Römische Gemmen im Rheinischen Landesmuseum Trier. Schriftenr. Rheinischen Landesmus. Trier 10 (Trier 1995).

Ebd. 47 Taf. 51.

G. Platz-Horster, Die antiken Gemmen im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Kunst und Altertum am Rhein 113 (Köln/Bonn 1984) 35 Taf. 8; 78, 83; G. Platz-Horster, Die antiken Gemmen aus Xanten. Führ. u. Schr. Regionalmus. Xanten 35 (Köln 1994) 8 Taf. 15.


Sascha Fücker M.A.
sascharf@online.de

Linksammlung