Archäologie in Rheinhessen und Umgebung e.V.

Fund des Monats - August

Klein aber fein – Eine bronzezeitliche Miniaturdolchklinge aus Polch, Kreis Mayen-Koblenz

Bei einer Rettungsgrabung auf einer zur Ausbimsung freigegebenen Ackerfläche in Polch, ca. 16 km westlich von Koblenz, wurden 1989 die Reste einer Siedlung aus der entwickelten Frühbronzezeit (ca. 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.) entdeckt und ausgegraben. Einer der ungewöhnlichsten Funde dieser Grabung stellt ein kleiner Metallgegenstand dar. Es handelt sich um einen flachen, tropfenförmigen Bronzedolch, genauer um eine Klinge mit flachbogiger Basis. Lateral befinden sich zwei kleine Nietlöcher, die beide etwas ungleichmäßig geformt sind und wahrscheinlich mit demselben Gerät hergestellt wurden. Der sehr kleine Dolch (Länge: 3,4 cm, Breite: 2,6 cm, Gewicht: 6 g) ist mit einer dunklen Patina mit leichten Ausblühungen überzogen und besitzt im Inneren noch einen massiven Metallkern.

Im Februar 2011 bot sich die Gelegenheit, die kleine Metallklinge naturwissenschaftlich untersuchen zu lassen. Im Archäometrielabor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz wurde die Analyse von Frau Dipl.-Ing. Sonngard Hartmann mit Hilfe eines Massenspektrometers durchgeführt. Bei dieser Methode wird durch radioaktive Bestrahlung die Zusammensetzung von Materialien untersucht. Das Ziel der Untersuchung verfolgte die Frage nach dem Material aus dem der Dolch gefertigt wurde. Das Ergebnis zeigt die Tabelle und das Diagramm (Abb.2). Die Klinge wurde aus Kupfer und Zinn im Verhältnis 9 : 1 gegossen. Verunreinigungen durch andere Metalle (Silber, Eisen, Nickel, Antimon, Arsen) bewegen sich im Bereich von unter 1 %. Der Dolch besteht somit aus sehr hochwertiger Zinnbronze, welche sich im Laufe der entwickelten Frühbronzezeit gegenüber minderwertigen Legierungen durchsetzte.

Sehr ähnliche Dolche wurden aus frühbronzezeitlichen Siedlungen im Tal der Rhône, in Südostfrankreich, ausgegraben. Die Archäologin Gretel Gallay bezeichnet sie als Miniaturgriffplattendolche. Sie zeigen, dass die Siedlungen von Polch Kontakte mit Gruppen im Süden pflegten.

Da die Klinge sehr klein ist, stellt sich unwillkürlich die Frage, wozu die Bewohner der bronzezeitlichen Siedlung in Polch diese „Waffe“ verwendeten. Vorschläge gibt es zur Genüge: als Amulett, als „symbolischer“ Dolch, als Ahle oder Pfeilspitze. Wahrscheinlich war die Dolchklinge ursprünglich wesentlich länger und wurde solange verwendet und nachgeschliffen, bis sie die heutige Form erreichte. Vielleicht war die Klinge schließlich zu kurz geworden und wurde mit dem Hausmüll entsorgt. Miniaturdolche wurden bisher nur in Siedlungen gefunden, weshalb für sie eher eine Verwendung im Haushalt in Frage kommt.

Literatur

F. Schreiber, Die älterbronzezeitliche Siedlung von Polch „Im Gohl“, Kr. Mayen-Koblenz. Unpublizierte Magisterarbeit (Mainz 2011).

R. Krause, Studien zur kupfer- und frühbronzezeitlichen Metallurgie zwischen Karpatenbecken und Ostsee. Vorgesch. Forsch. 24 (Rahden/Westf. 2003).

G. Gallay, Die kupfer- und frühbronzezeitlichen Dolche und Stabdolche in Frankreich. PBF 6, 5 (München 1981).


Abbildungsnachweis: Finn Schreiber


Finn Schreiber

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